von: Willy Schopf, Filderstadt
Bilder: Michael Lederer

Vereinzelt kann man bei Kaninchenschauen feststellen, dass sich
ungeübte Personen beim Zutragen der Kaninchen schwertun und
unnötige Fehler machen. Dies sind glücklicherweise nur
Einzelfälle, aber gerade im Umgang mit unseren Tieren muß auf
eine professionelle Handhabe geachtet werden.
Deshalb soll dieser Beitrag noch mal in Wort und Bild die
richtige Vorgehensweise beim Zutragen von Kaninchen aufzeigen.
Das erste Problem entsteht beim Herausholen aus dem
Ausstellungskäfig. Schon hier muß der richtige Handgriff
angewendet werden. Während der Zuträger einem Zwergkaninchen
noch unter den Bauch fassen und es so ohne Probleme dem
Ausstellungskäfig entnehmen kann, gestaltet sich das bei allen
anderen Rassen und Größen als problematisch, wenn nicht sogar
unmöglich.
Um das Tier schonend zu entnehmen, ist richtige Handhabung
notwendig - und das ist der Genickgriff, der auch bei vielen
anderen Tierarten als artgerechte Handhabung (z.B. in
Tierarztpraxen) angewendet wird.
So funktioniert der Genickgriff:
Ein Rechtshänder
greift von vorne über den Kopf des Kaninchen, wobei wichtig ist,
dass der Zeigefinger am rechten Ohr vorbei geschoben wird und
Mittel- und Ringfinger zwischen die Ohren geschoben werden. Mit
dieser Fingerstellung wird das Kaninchen mit einem kräftigen
Griff fixiert.

Wenn dieser Griff richtig angewandt wird verfällt das Kaninchen
in eine Starre,
weil mit dem Genickgriff auch gleichzeitig die Ohren
verschlossen werden.
Jetzt dreht man das Kaninchen im Ausstellungskäfig auf den
Rücken
und zieht das Kaninchen in Richtung der Käfigöffnung.

Sobald der Kopf des Kaninchens die Käfigöffnung verlässt, wird
mit der linken Hand der Rücken des Kaninchen zusätzlich
unterstützt.
Das Tier wird so vollständig aus dem Ausstellungskäfig entnommen
und sofort in ein bereitstehendes Behältnis gesetzt. Als
Behältnis eignen sich beispielsweise die
handelsüblichen Einkauf-Klappboxen, in die man etwas Einstreu
gibt,
damit das Tier auf dem glatten Boden nicht rutscht.
Ein Linkshänder wird es gerade spiegelverkehrt machen, was die
Handgriffe anbelangt.
In der Klappbox kann das Kaninchen losgelassen werden, um es so
schonend zum Bewertungstisch zu tragen
Die Profis unter den Zuträgern haben auf großen Schauen sogar
einen Rollwagen,
auf dem sie die Klappbox transportieren.
Auf einer Schau steht
als nächstes das Wiegen des Kaninchens an. Die Klappbox bietet
den Vorteil, dass das Tier in der Box gewogen werden kann - das
Tier kann so nicht versehentlich von der Waage abspringen. Die
heute üblichen elektronischen Waagen sehen es vor, das Gewicht
der Klappbox zu speichern und als Tara automatisch
herauszurechnen.

Mit dem gleichen Griff wie oben beschrieben holt der
Preisrichter nach dem Feststellen
des Gewichts das Kaninchen aus der Klappbox und macht seine
Grunddurchsicht,
bei der das Tier wiederum auf dem Rücken liegt - also gut
fixiert ist.
Anschließend setzt der
Preisrichter des Kaninchen ganz normal auf den Tisch,
um seine Bewertung abzuschließen.
Danach
fasst der Preisrichter das Kaninchen mit der linken Hand unter
den Bauch
und fixiert mit der rechten Hand den Kopf, um es mit dieser
Handhabung
wieder in den Klappkorb zu setzten,damit der Zuträger es wieder
genauso schonend
in den Ausstellungskäfig verbringen kann.
Am Kopf und Bauch fixiert wird das Kaninchen aus der Klappbox
genommen und in den schon vorher geöffneten Käfig geschoben,
meistens stemmt sich das Kaninchen von selbst in den Händen des
Zuträgers ab und hüpft in den Käfig.
Sollte dem nicht so sein genügt ein leichter Schubs mit der Hand
am Becken des Tieres und das Zutragen ist mit dem sorgfältigen
Verschließen des Käfigs beendet.
Die Vorteile dieser gesamten Handhabung sind eindeutig und
sollten in keinem Falle anders gemacht werden. Beim Herausholen
auf dem Rücken kann sich das Kaninchen nirgendwo festkrallen.
Ebenso wird keinerlei Einstreu aus dem Ausstellungskäfig
gezerrt, und das Wichtigste: Dem Kaninchen, wird bei
sachgerechtem Griff kein Schmerz zugefügt.
So zugetragene
Kaninchen werden sich auf dem Bewertungstisch zutraulich
verhalten, weil sie keinem zusätzlichen Stress ausgesetzt wurden
und sich somit mit Ihrer ganzen Pracht präsentieren können. Und
letztendlich gilt: Was dem Kaninchen die Nerven schont, schont
auch die Nerven des Zuträgers und aller Beteiligten.